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Asiatische Aktien treten in Dividendenepoche ein

May 9, 2024 um 09:30 AM © IMAGO / Pond5 Images

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Der Ausdruck "eiserner Hahn" geht auf die Qing-Dynastie (1644-1911) zurück und kritisiert diejenigen, die eher knauserig mit ihrem Geld umgehen und ihr Portemonnaie dementsprechend nicht so schnell öffnen. In den letzten Jahren wurde der Ausdruck von chinesischen Beamten und Medien als Kritik an börsennotierten Unternehmen verwendet, die wenig oder keine Dividenden ausschütten. 

"Es ist traurig zu sehen, dass einige Unternehmen lieber als eiserne Hähne auf einem Haufen Bargeld sitzen, als eine Feder mit den Anlegern zu teilen", hieß es in einem Meinungsartikel, der im vergangenen April in der Shanghai Securities News veröffentlicht wurde. Die Botschaft ist ernst:  Die chinesischen Aufsichtsbehörden intensivieren ihre Bemühungen, einheimische Unternehmen dazu zu bewegen, entweder höhere Dividenden zu zahlen oder mehr Aktien zurückzukaufen, um sie für Investoren attraktiver zu machen. Dies erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem der Aktienmarkt des Landes unter den schwächsten Wirtschaftsaussichten seit Jahren leidet. 

 

Im Januar 2023 änderte die chinesische Aufsichtsbehörde für staatliche Vermögenswerte den wichtigsten Maßstab für die Bewertung der Leistung von Managern staatlicher Unternehmen von Nettogewinnen auf die Eigenkapitalrendite. Um eine höhere Eigenkapitalrendite zu erzielen, kann ein Unternehmen mit überschüssigem Bargeld mehr Dividenden ausschütten. 

Die nationale Wertpapieraufsichtsbehörde legte im August nach und verbot den Mehrheitsaktionären den Verkauf von Aktien auf dem Sekundärmarkt für all jene Unternehmen, die in den letzten drei Jahren keine oder nur geringe Dividenden ausgeschüttet haben.  Im März erklärte die Aufsichtsbehörde, Ziel sei es, die Unternehmen dazu drängen, mehrmals im Jahr Dividenden zu zahlen. Die führte zu bedeutenden Ergebnissen, da viele chinesische Unternehmen während des Abschwungs ihre Ausgaben für Kapitalprojekte reduziert haben. 

Die Dividendenzahlungen der Mitglieder des Shanghai Composite Index stiegen auf 1,7 Billionen Yuan (235 Milliarden US-Dollar) im Jahr 2023 und damit im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent. 

Sowohl staatseigene als auch einige privat kontrollierte Unternehmen folgen dem Aufruf der Regierung. Die Ping An Bank schlug im März vor, 13,9 Milliarden Yuan an Dividenden auszuzahlen und damit ihre Ausschüttungsquote auf 30 Prozent zu erhöhen. Im Vergleich: Die Ausschüttungsquote in dne vergangenen fünf Jahren lag bei 12 Prozent.

 

China versucht aktiv, die Aktienbewertungen durch bessere Managementpraktiken zu verbessern - und ist damit nicht das einzige asiatische Land.

Auch in Japan gewinnen die Reformen der Unternehmensführung an Fahrt, die vom verstorbenen Premierminister Shinzo Abe vorangetrieben wurden. Ende Februar dieses Jahres gaben etwa 48 Prozent der an der Tokioter Börse notierten Unternehmen Pläne zur Optimierung des Kapitalmanagements öffentlich bekannt. Die Reform war eine der wichtigsten Triebfedern für die Erholung des Aktienmarktes, was sich im Nikkei-Index widerspiegelte. Im März stieg dieser auf ein Allzeithoch.

Die Regierung Südkoreas stellte im Februar ein Corporate Value-Up-Programm vor. Dieses soll den so genannten Korea-Rabatt verringern. Nach den Plänen der Regierung sollen Unternehmen, die die Rendite für ihre Aktionäre in den Vordergrund stellen, "mutige Anreize" und Steuervorteile erhalten. Der Plan blieb jedoch auf Grund mangelnder konkreter Details hinter den Erwartungen der Anleger zurück. 

 

Die durchschnittlichen Ausschüttungsquoten chinesischer, südkoreanischer und japanischer Unternehmen lagen in den letzten fünf Jahren bei 30 %, 32 % bzw. 40 %. Die Ausschüttungsquote beschreibt den Prozentsatz der Unternehmensgewinne, der in Form von Dividenden ausgeschüttet wird. 

Der weltweite Durchschnitt liegt bei 48 Prozent, in Europa liegt die durchschnittliche Ausschüttungsquote sogar bei 64 Prozent. 

Die Voraussetzungen für höhere Ausschüttungen asiatischer Unternehmen sind in der Theorie bereits gegeben. Die Unternehmen verfügen in der Regel über gesunde Bilanzen, weshalb sie in der Lage wären, Dividenden an die Anleger auszuschütten oder Aktien zurückzukaufen. 

Die demografische Entwicklung in der Region führt dazu, dass ein größerer Teil der Bevölkerung schnell altert. Dies erhöht die Nachfrage der Anleger nach stetigen, zuverlässigen Erträgen von Unternehmen, in die sie investieren, um ihre Altersvorsorge zu sichern. Nicht verwunderlich also, dass in einem Jahr der Marktvolatilität die Aktien, die Dividenden zahlen, aufgrund dieser Veränderungen besser abgeschnitten haben. 

 

Der chinesische CSI Dividend Index, der aus 100 Unternehmen Dividenden-freudigen Unternehmen besteht, ist in diesem Jahr bisher um 8,3 Prozent gestiegen. Dem gegenüber steht die allgemeine Schwäche des Onshore-Aktienmarktes. Der japanische Nikkei 225 High Dividend Yield Stock 50 Index ist seit Juli 2023 um 31 Prozent gestiegen, der Nikkei 225 Index um 20 Prozent. 

Die niedrigen Anleiherenditen in beiden Ländern sorgten zudem zur Erhöhung der Attraktivität von Dividendentiteln. Denn eine sich verlangsamende Weltwirtschaft und die Rückkehr zu niedrigeren Zinssätzen machen die Suche nach stabilen Dividendenrenditen zu einer attraktiven Strategie. 

 

Historische Daten zeigen außerdem, dass die Konzentration auf Dividendenwerte mehr als nur eine defensive Strategie ist, die in unruhigen Märkten gut funktioniert: In den vergangenen zwei Jahrzehnten übertraf der asiatische Index für dividendenstarke Unternehmen den Standardindex. Dies lässt sich zumindest teilweise auf die geringeren Rückschläge in Stressphasen zurückführen. 

Etwa 56 Prozent der Gesamterträge des MSCI AC Asia Pacific ex Japan Index stammten aus Dividendenerträgen.